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knut0r

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Mittwoch, 8. November 2017, 00:03

Passat 32b JN Bremskraftregler

Moin moin, hummel hummel, mors mors! Herzlich Willkommen zu "Ich mach den Scheiss selber" mit Knut0r! Heute: Bremskraftregler!

:!: TL;DR steht ganz weit unten für die Lesefaulen unter euch! :!:

Als ich Letztens mit meiner Freundin in meinem Passat eine Ausfahrt machen wollte bemerkte ich, dass ich einen sehr schwammigen Bremsdruckpunkt hatte. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, hat er ab und zu wenn er länger gestanden ist (Eine Woche oder mehr). Frisch fröhlich fuhr ich auf eine Ampel zu nur um im letzten Moment das Bremspedal fast durchs Bodenblech zu drücken, Handbremse sei Dank konnte ich Schlimmeres verhindern. Kurz auf den Platz meiner Werkstatt gefahren und nach genauerem Untersuchen stellte ich mit Entsetzen fest, dass mein Bremskraftregler pisst.

Im Verlauf der Woche demontierte ich das Teil, nahm es in meine Werkstatt und fand nach kurzer Kontrolle das Problem: Die Miniaturdichtringe der Steuerkolben sind durch und so pflöddert frisch-fröhlich Bremsflüssigkeit über den Staubring des Hebelarms.

Nach ordentlicher Reinigung und Schmierung baute ich ihn wieder ein und siehe da: Eine Bremsleistung Sondergleichen! Perfekter Druckpunkt, knackige Bremsen, ich war im siebten Bremshimmel!

...Bis der nächste Morgen anbrach...

Ein Mal auf das Bremspedal gedrückt und mir wurde kotzübel. Die Steuerkolben hingen wieder, kein Bremsdruck, der ganze Vorplatz war mit Bremsflüssigkeit zugepflastert.

Ich baute den Regler aus und fragte bei der AMAG (VW Importeur der Schweiz) nach einem Neuteil oder einem revidierten Ersatz. Neu gibt's nix und revidierte auch nicht, ich solle das Ding zur Firma Derendinger (Auto- und Motorradteilezulieferer) bringen, die sollten das revidieren können oder für gleichwertigen Ersatz sorgen. Derendinger brachte mir einen Bremskraftregler, der allerdings für das ABS Modell des Passats war. Bei meinem ABS-freien Passat sah ich keine Möglichkeit, das Ding funktionstüchtig anzubringen. Ergo kam nur eine Revision in Frage.

Zwei Tage später bekam ich Antwort von Derendinger, dass sie den Regler nicht bei sich revidieren können, sie müssen ihn in eine externe Firma geben, die viele Hydrauliksachen revidiert, die sie nicht können. Wieder zwei Tage später bekam ich ein Telefonat mit der Info, dass es keine Neuteile gibt, sie aber einen älteren Herren angestellt hätten, der oftmals eine Lösung findet (aus 3 mach 1 z.b.). Dieser geniesst jedoch im Moment noch seine Ferien und sei erst in ca. 3 Wochen wieder zurück.

Knapp 3 Wochen später bekam ich von diesem Herren die Meldung, dass es nicht möglich sei die kaputten Dichtringe zu ersetzen. Plus die Laufbahnen, in denen sich die Kolben bewegen, seien vom Rost zerfressen (mein Passat stand rund 9 Jahre rum ohne bewegt zu werden). Ich bekam noch ein paar Adressen die ich abklappern könne, aber wahrscheinlich werde ich nichts finden. Dem war auch so...

Ich wusste, dass die Firma FTE viele Hydraulikersatzteile nachbauen und rief dort an. Der letzte Bremskraftregler verschickten sie vor 4 oder 5 Jahren nach Schweden als Expresslieferung, seither wurde die Produktion eingestellt. Auf Anfrage, ob sie nicht so ein Teil für mich bauen könnten, wurde ich hingewiesen, dass es sich schon vor 5 Jahren um ein Spezialteil handelte und es sich für sie nicht lohnt nur gerade für ein Teil eine Maschine anzuwerfen.

Ich war verzweifelt. Ich hänge sehr an meinem Passat und ich bringe es nicht übers Herz, das Auto zu Verschrotten wegen eines Bremskraftreglers.

Die Überlegung war da von einem anderen Auto den Regler einzubauen. Und ich wurde fündig: Golf 2! Brembo Bremskraftregler für n paar €uronen bestellt und dann angefangen zu bauen.

Hier der alte, originale Regler des Passat 32b:

Hier der Regler des Golf 2:



Hier ohne Hebel:



Bisserl anders, hm? Anyway, ich fing an indem ich den Hebel einsägte, bog und dann wieder verschweisste:






Über meine Schweisskünste darf gern gelästert werden, bin dafür beim Räder einspeichen besser :D

Nun ging es darum eine neue Halteplatte zu bauen. Dazu nahm ich einfach ein Stück Stahl, schmierte Schmierfett auf die Haltefläche des Reglers und drückte den auf die Stahlplatte:


Sägen, feilen, bohren. Das Ergebnis:





Die Halteplatte hab ich dann natürlich an die Aufhängung am Passat angepasst, kurz mit schwarzer Farbe angepisst und raufmontiert:



Man beachte den Schlitz beim unteren Schraubenloch. Damit kann ich den Regler so einstellen, dass die hintere Bremse nicht überbremst und mich das Heck überholt. Zum Einstellen einfach die Schrauben lösen und den Regler nach vorne oder nach hinten drehen.

Die Bremsleitungen waren ein Graus zum Biegen, aber es ging. Da sie beim Originalregler von der rechten Seite angeflanscht sind und nicht von vorne muss man sie halt ein wenig behutsam aus den Halterungen rausnehmen und umbiegen:




Das Ergebnis muss sich nicht unbedingt sehen lassen, aber ich hatte noch nie eine so gute Bremse. Durch den TÜV bzw in der Schweiz MFK musste ich noch nicht, daher kann ich nicht sagen, ob sie sowas beanstanden werden/würden. Aber ja: Wenn es dumm ist aber es funktioniert, ist es nicht dumm 8)

:!: TL;DR: Kaputter Bremskraftregler? Mit Golf 2 Regler und Umbau geht es wieder! :!:

So, hoffentlich konnte ich dem einen oder anderen mit den Bildern und dem Beschreib weiterhelfen. War ein extrem langwieriges Unterfangen, aber jetzt läuft er wieder munter über den Asphalt :D

Cheerio und gute Fahrt!

Knut0r

Chris aus Hamm

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Beruf: Teile-Sucher, Tourenplaner, Hobbyschrauber und wohl einziges Mitglied der Santana-Freunde Hamm/Westfalen :-)

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2

Mittwoch, 8. November 2017, 16:07

Netter Gruss zu den Eidgenossen :-)
Erst der 2. Beitrag hier und dann schon so eine " Meisterleistung" ??!! Hochachtung.....

Interessant wäre zu wissen um welche Teilenummern es sich handelt und ob auf einem Bremsenprüfstand bzw. mit Messgeräten die Sollwerte bzw. Regelwerte auch eingehalten werden.
Denn das Problem mit den sterbenden BKR betrifft ja mit der Zeit immer mehr 32b- Fahrer / -Besitzer und das Golf-Teil scheint eine günstige Alternative zu sein.
Um die Radien der Leitungen beim Anschluss kann man ja hinweg sehen oder es besser machen oder gleich neue Leitungen verlegen und biegen. Das sollte kein Problem sein.
Und selbst wenn der Hebel geschweisst ist sollte das nach ein bisschen Arbeit mit dem Winkelschleifer und schwarzer Farbe fast unsichbar sein.

Kann man den Beitrag in die passende Rubrik verschieben?

Gruss aus Hamm
Christian
Die Bord- Elektronik in meinem Santana hat einen Namen : EMDEN ;-)
Unterwegs im Plz-Bereich 59, Hamm /Unna

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Chris aus Hamm« (8. November 2017, 20:42)


Juergen

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3

Mittwoch, 8. November 2017, 18:34

was ich jetzt nicht ganz verstanden habe ; ganz ebay ist voll mit Bremskraftreglern für den 32b, hab ich da irgendwas verpasst ?

knut0r

Anfänger

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4

Donnerstag, 23. November 2017, 20:01

Netter Gruss zu den Eidgenossen :-)
Erst der 2. Beitrag hier und dann schon so eine " Meisterleistung" ??!! Hochachtung.....

Interessant wäre zu wissen um welche Teilenummern es sich handelt und ob auf einem Bremsenprüfstand bzw. mit Messgeräten die Sollwerte bzw. Regelwerte auch eingehalten werden.
Denn das Problem mit den sterbenden BKR betrifft ja mit der Zeit immer mehr 32b- Fahrer / -Besitzer und das Golf-Teil scheint eine günstige Alternative zu sein.
Um die Radien der Leitungen beim Anschluss kann man ja hinweg sehen oder es besser machen oder gleich neue Leitungen verlegen und biegen. Das sollte kein Problem sein.
Und selbst wenn der Hebel geschweisst ist sollte das nach ein bisschen Arbeit mit dem Winkelschleifer und schwarzer Farbe fast unsichbar sein.

Kann man den Beitrag in die passende Rubrik verschieben?

Gruss aus Hamm
Christian
Moin Christian

Sorry für den verspäteten Post, war ziemlich was los bei mir. Ahm, die Teilenummer wäre 331 612 151. Bei TRW wäre das GPV1186, Bosch 0 204 031 319 und FTE müsste das BKR 1001 sein.
was ich jetzt nicht ganz verstanden habe ; ganz ebay ist voll mit Bremskraftreglern für den 32b, hab ich da irgendwas verpasst ?
Das sind Regler für ABS oder Syncro Modelle, die werden auch noch hergestellt und so einen hab ich auch zum probieren bekommen, das Ding ist aber von der Bauart komplett anders als den, den ich brauche.

5

Donnerstag, 23. November 2017, 23:47

Hallo KnutOr,

willkommen im Forum.
Das ist eine sehr interessante und detaillierte Anleitung und ruft mir ein "Problem" zurück ins Bewußtsein: Was tun wenn mein Original-BKR nichts mehr taugt und kein Ersatz (für 32b) mehr zu bekommen ist? ?( Der liegt derzeit ausgebaut im Teileregal und wartet auf bessere Zeiten. Bei der letzten HU hatte er noch funktioniert....

Schade dass du mit deiner ""Création suisse"" nicht zu einer deutschen Prüfstelle musst. Wäre sehr interessant zu erfahren wie das dort ankommt...vermutlich zuerst mal so: 8o X( . Hat vielleicht irgend jemand hier im Forum (ich habe jetzt noch keine alten Threads durchsucht) schon Erfahrungen mit 32b-fremden BKR'n beim TÜV & Co gemacht? Oder kann etwas über die mögliche Instandsetzung eines Originalteils sagen?

Wenn du dann dereinst zum MFK musst, lass uns bitte wissen was dabei rausgekommen ist - auch die Werte vom Prüfstand, wie Chris schon geschrieben hat.

Allzeit schönen Bremsweg.
Schöne Grüße
Greenhorn

6

Samstag, 25. November 2017, 20:14

Ich möchte nur am Rande anmerken, dass die Arbeit der Eidgenossen bei der MKF nochmals als bedeutend strenger als die bei der dt. HU gilt.
Daneben habe ich - in anderem Kontext - selbst erlebt, dass die heutige Generation der Prüfer mit den individuellen Mängeln gerade an älteren Modellen wie einem B1 offenbar nicht mehr wirklich vertraut ist (und mancherlei "übersieht", weil es an aktuelleren Autos einfach nicht mehr zum typischen Schadensbild gehört.

Daher zu dem BKV: Es sollte nat. niemals nicht so sein, aber ist es nicht recht wahrscheinlich, dass der ausgetausche BKV, gerade nach einiger Zeit im Gebrauch, ohne konkrete Überprüfung garnicht als nicht bauartgeprüft ins Auge fällt? Zumal wenn die hintere Bremse auf dem Prüfstand eben nicht durch abenteuerliche, durch einen überbremsenden BKV verursachte Verzögerungswerte auf dem Prüfstand auffällt?

Es soll nur ein Diskussionsaufhänger sein, ich hoffe, dass die anderen ihre Erfahrungen noch ergänzen werden.

7

Montag, 27. November 2017, 00:42

Guten Abend zusammen,
zu dem BKV: Es sollte nat. niemals nicht so sein, aber ist es nicht recht wahrscheinlich, dass der ausgetausche BKV, gerade nach einiger Zeit im Gebrauch, ohne konkrete Überprüfung garnicht als nicht bauartgeprüft ins Auge fällt?
...ja, das könnte ich mir durchaus vorstellen....ist aber dünnes Eis und verlassen würde ich mich darauf nicht .

Ich gehe mal davon aus, das von den Prüforganen i.d.R. ein Bauart-geprüft-Zeichen oder einen Nachweis über die Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) verlangt wird, wenn ein sicherheitsrelevantes Teil (z.B. einen BKR) verbaut wurde, das sich schon rein äußerlich vom Originalteil deutlich unterscheidet. Korrigiert mich wenn ich falsch liege.

Der TÜV Rheinland definiert den Begriff "Bauart-geprüft-Zeichen" wie folgt:
Zitat:" Das Bauart-geprüft-Zeichen macht deutlich, dass die gekennzeichnete Komponente die sicherheitstechnischen Anforderungen erfüllt und die Herstellung durch eine neutrale Prüforganisation überwacht wird."

...und ich interpretiere das so: Das ein Teil bauart-geprüft ist bedeutet doch noch lange nicht, dass es in jedes Auto eingebaut werden darf bloß weil es zufällig passt.
Wenn dem Onkel im blauen Kittel ohnehin nicht auffällt das der BKR für den 32b schon formal deutlich anders aussehen müsste als der den er gerade vor der Nase hat, dann ist es auch wirklich egal ob das Bauteil bauartgeprüft oder eine No-Name-Billigkopie ohne jegliches Prüfzeichen ist (solange die Verzögerunswerte stimmen und somit keine schlafenden Hunde geweckt werden)!

Interessanter scheint mir vielmehr die Antwort auf die Frage, ob überhaupt ein anderer BKR in den 32b eingebaut werden darf - und wenn ja welcher? Ob der nun vom Golf 2 oder vom Moskwitsch 403 stammt ist dann zweitrangig. Hauptsache das Ding ist verfüg-& bezahlbar.
Schöne Grüße
Greenhorn

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